Reisebericht Westtürkei Rundreise - März 2008 (Teil 4) Avyalik - Bergama - Pergamon - Izmir

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(5.Tag) Freitag: Das läuten des Hoteltelefons um 5:30 störte uns schon lange nicht mehr, auch wenn wir uns nicht daran gewöhnen werden. Heute werden wir der Landstraße 550 weiter Richtung Izmir folgen.

Pergamonischer Sarkophag byzantinischer Turm von Bergama
Pergamonischer Sarkophag
Byzantinischer Turm von Bergama
Nach einer Stunde Fahrzeit erreichten wir Bergama und konnten etwa 20 Minuten lang durch die Altstadt bummeln. Da heute und für morgen Regen angesagt wurde, hofften wir glimpflich davon zu kommen.
Die meisten historischen Städte in der Türkei wurden verlassen - Pergamon (heute Bergama) nicht. Pergamon - das große Kulturzentrum der Antike zählt bis heute zu den schönsten türkischen archäologischen Städten.
Den Stadtbummel durch die "Neustadt" ging glücklicherweise ohne Regen ab. Hier schauten wir uns die historischen Gebäude an, wagten ein Blich ins Fenster, um die türkische Wohnkultur kennen zu lernen. Leider gelang es uns nicht. Hinter den Fensterscheiben richteten sich stets Blicke auf uns und nicht wie beabsichtigt – umgedreht.

Bergama ist neben den historischen Hintergrund durch seine vielen Lederfabriken bekannt geworden so wie die Region um Izmir durch die gesamte Lederindustrie. In dieser Region wird rohes Leder verarbeitet - also werden zum Beispiel die Schaffelle bearbeitet - aber keine Ledermäntel hergestellt. Dafür wurde ein bestimmter Stadtteil ausgewählt, um den Umgang mit den notwendigen Säuren staatlich kontrollieren zu können - also eine reine Umweltschutzmaßnahme. Die bearbeiten Felle werden dann landesweit in der verarbeitenden Industrie wie in den türkischen Städten Izmir und Istanbul mit seiner Lederindustrie. Wie erwähnt habe ich mir zwei Paar Lederschuhe gekauft, die ich bereits eingelaufen habe und durch ihr geringes Gewicht und weiches Leder sehr angenehme Trage- und Laufeigenschaften aufweisen. Nur die Schuhe mit Lerersohle sehe ich sehr skeptisch entgegen. Da sie nicht die üblichen Senkelösen haben, sondern angenietete Riemchen, worunter der Senkel geführt wird, sehe ich kein langes Leben entgegen. Ich werde sicher recht bald mir neue Ösen einbringen, um sie konventionell zu binden.

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Begrüßungszeremonie dreier älterer Frauen
Die Hosen sid sicher der aktuelle Landeslook der älteren Generation - diesen Hosentyp sieht man landesweit.
verbitteter älterer Mann Bergamas
Die "Neustadt" von Bergama - ein Fall für intensive Sanierung zur Erhaltung der doch sehenswerten Stadtarchitektur. Es wäre schade, wenn aus Geldmangel die Gebäude dem Verfall preisgegeben werden.
Schulkinder auf dem Pausenhof
Die Stadt besteht überwiegend aus griechische Häuser - hier wohnten damals sehr viele Griechen, deren Zahl heute stark nachließ. Etwa 1960 wollte in Zentralanatolien der Staat die meißt baufälligen Gebäude wegen Einsturzgefahr abreißen. Dafür sollten sie ein anderes Haus erhalten. Damals dachten sie, dass es sich gegen die Griechen richtet. In einem Aufstand stürmten die Griechen türkische Geschäfte, worauf die Türken griechische Geschäfte angegriffen haben - aus den chaotischen Umständen verließen viele Griechen die Türkei. Später entschuldigte sich die türkische Regierung bei den Griechen mit der Bitte um Rückkehr. Sie blieben aber meist in Griechenland oder leben auf den küstennahen griechischen Inseln der Türkei. Natürlich nutzen sie die Nähe zu häufigen Besuchen besonders an Wochenenden von Freunden und Bekannten in der Türkei.

Eine interessante Geschichte gibt es auch um Zeus. Der Gott Apollon und seine Geliebte, die schönen Koronis hatten den Sohn Asklepius (auch Asklepios). Als großer Arzt fing Asklepius an, Kranke zu heilen erreichte somit Ruhm durch seine Heilkunst. Nach einer gewissen Zeit konnte er fast alle Krankheiten heilen. Dadurch fürchteten sich nicht mehr die Menschen vor den Göttern. So fühlten sich die anderen Götter verärgert und vernachlässigt und gingen zu Zeus mit der Beschwerde, dass sein Sohn alle Menschen heile. So versuchte Zeus zu unterbinden, dass er weiter die Heilung der Kranken durchführen. Er hörte nicht auf Zeus und heilte weiter die Kranken. Darauf hin bestrafte er ihn und verwandelte ihn in einer Pflanze - in Knoblauch - aber auch diese Pflanze erreichte - wie auch heute noch gut bekannt - die weitere Heilung der Kranken. Somit löste er seinen Vater als Gott der Heilkunst ab und wurde in den Olymp aufgenommen. Die Römer übernahmen diesen Gott und nannten ihn Äskulap.

Dadurch ist auch heute noch Bergama aber auch das alte Pergamon bekannt durch seine Heilanstalten. Vor den Anstalten stand, dass der Tod nicht hinein kann. Tatsächlich starben auch kaum Kranke - ob es der abschreckende Gestank erreichte oder unkonventionelle Methoden wie Genesung mit Musik oder dem Lauschen des Wassergeräusches ist nicht geklärt - aber auch heute noch angewendet werden.

Ob diese Fahrzeuge jemals noch fahren werden ist schwer zu glauben - hier aber nicht im geringsten zu bezweifeln. So baufällig die Gebäude sind, so notwendig ist auch ein verbesserter Sicherheitsstandard bei den Kraftfahrzeugen aller Art. Nur so lässt sich auch die recht hohe Anzahl der Verkehrstoden reduzieren.

Anschließend ging es bergauf ins historische Pergamon, oder wie es landestypisch heißt: "Izmir Bergama Akropolü". Der Eintritt von etwa 2,50 Euro wurde wie alle anderen Eintritte mitgebucht und somit vom Veranstalter getragen.

Hoch über Bergama über drei Terrassen sind die Überreste der Akropolis (Hohe Stadt). Da es nun auch noch anfing zu regnen, legten wir den nächst größeren Gang bei der Führung ein. Akropolis ist heute in Ruinen sichtbar als: das Theater, eine Bibliothek, der Tempel des Dionysos und Trajan, das monumentale Zeus-Altar, das Heiligtum der Demeter und des Gymnaseions
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Viele Jahre war Pergamon geistiges Zentrum der Welt. Neben der weltgrößten Bibliothek (umfaßte einst etwa 200.000 Werke!) und dem steilsten Theater in der antike machte sich diese Stadt einen Namen. Die Ausgrabungen zeigten, dass es bereits im 7.-6.Jhd.v.Chr. besiedelt war. Bekannt wurde es jedoch erst nach dem Tod von Alexander des Großen. Mit einem Ausfuhrverbot von Papyrus schnitt man einfach dünn geschabte Tierhäute und band sie zu einem Buch, welches einen ledernen Deckel bekam. So entstanden die ersten Bücher. Nicht ohne Grund hat das Pergament seinen heutigen Namen.
Zeus-Altar
Theater, dahinter der Standort des Zeus-Altars.

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Der Zeus-Altar in den Jahren 197 bis 159 v.Chr. erbaut, steht seit 1870 in Berlin im Pergamon-Museum.
Einer Sage nach steht der Name Pergamon im Zusammenhang mit den trojanischen Krieg. Von den Achäern wurde die Frau des Hektors, Andromache, die mit Neoptolemos (Sohn des Achilles) verheiratet war, gefangen genommen. Pergamon - ihr jüngster Sohn gilt als Stadtgründer.
Die Blütezeit hatte diese Stadt unter Kaiser Hadrian im Jahr 117-138.
Trajan-Heiligtum (Traian Kutsal Alani). Die Tempel-kammern wurden im Mittelalter zu Zisternen umgebaut.
Viertel vor zehn ging es weiter Richtung Izmir. Das stürmische Wetter mit gelegentlichen Regen  hielt unser historisches Erkundungsinteresse in Grenzen. Zufrieden stellend war, dass gleichzeitig in unserer Heimat Thüringen ein Wintereinbruch war. Somit ging es uns bei Tagestemperaturen um 15 Grad relativ gut.
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Gerade in der heutigen Zeit hört man ständig von Tierunfällen auf Gleisen. In der Türkei sind alle wichtige Strecken beidseitig eingezäunt. Es ist sicher kein Allheilmittel - aber Unfälle wurden dadurch stark reduziert.
Gern wären wir einen Tag länger geblieben, denn auch Izmir hat nicht nur seinen historischen Wert.
Der Uhrturm "Saat Kulesi" auf dem Konak-Platz im Stadtzentrum aus dem Jahr 1901 - ein Geschenk des Sultans Abdülhamid - ist das Wahrzeichen von Izmir.
In Bayraklı wurden bei Ausgrabungen ein Athene-Tempel sowie eine alte ionische Stadtmauer gefunden.
Viele historische Gebäude wurden durch ein vernichtenden Erdbeben vor 1800 Jahren zerstört. Die vom Alexander dem Großen errichtete Agora bei Namazgah wurde dannach vom Marcus Aurelius wieder errichtet.
Über den Fundamenten der ersten Kirche wurde vor 400 Jahren die Kirche St. Polycarp errichtet. Sie ist die älteste der sieben Kirchen der Apokalpse in Izmir.
Sehenswert ist die osmanische Herberge Kızlarağası Han. Sie wurde im 18. Jahrhundert rekonstruiert.
Zwei Aquädukte über den Fluß Meles - die von Şirinyer und Yeşildere, sind Zeugnisse der hohen Ingenieurkunst des alten Reiches und überdauerten die byzantinische und osmanische Zeit.
Zahlreiche Moscheen sind weit über die Stadtgrenzen hinaus zu sehen. Die Bedeutendste ist die Hisar-Moschee von Kemeraltı aus den 16. Jahrhundert.
Schade, dass wir das alles nicht erleben konnten. Weiter von Izmir ging die Fahrt auf der Autobahn O.31 um das östliche und südliche Izmir in Richtung Selçuk.
Wegen den Bau der Autobahn führte die Route von Norden her durch Vororte von Izmir, bis wir wieder die Autobahn nutzen konnten.
Randgebiet von Izmir - wieder mal bei Regen
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